Kassenassis

Ich bin alt. Und ein Spießer. Ich weiß. Ich habe den Zeitpunkt verpasst, als es uncool wurde, Einkaufswagen zu benutzen. Ich hab an der Kasse immer Angst, meinen Mitmenschen auf die Nerven zu gehen, weil ich zu lange brauche. Ich bekenne, ich benutze freiwillig die allseits belächelten Kundentrenndinger auf dem Band, weil ich finde, dass man dadurch das Band besser ausnutzt. Man muss ja keinen Platz zum Bandnachbarn lassen.

Aber wenn ich ganz ehrlich bin, ich wünschte, es gäbe mehr wie mich. Denn die Welt ist voller Kassenassis. Ich weiß nicht, wie viel meiner immer knapper werdenden Lebenszeit ich vergeudet habe, weil Idioten erst ihre Waren aufs Band packen und dann stundenlang verschwinden, um den Rest ihres Einkaufs zu suchen. Kann ja jeder mal was vergessen und dann schnell noch mal losrennen, um ne Packung Milch zu holen. Aber der Trottel, der heute vor  mir das Band belegt hatte wie ein deutscher Urlauber den Strandkorb mit seinem Handtuch, kam mit zwei vollen Armen Kram und packte als er dran war erst mal die Sachen aus, die er schon im Beutel hatte. Ich find das einfach asozial.

Und dann, warum nimmt niemand mehr Einkaufswagen? Erst stehen sie schnaufend hinter dir in der Schlange, statt sich lässig auf den Wagen zu stützen und dann muss erst mal alles in Ruhe in die Taschen oder noch besser die leeren Nudelkartons sortiert werden, bevor man bezahlen und den Platz an der Kasse frei machen kann. Scheiß egal, dass dadurch alles doppelt so lange dauert. Wir entschleunigen hier mal. Ich wette, im Planungsbüro vom Flughafen sitzen nur sone coolen Hippster.

Und neulich hat dann so ein Spezi, der noch am einpacken war, während ich schon abkassiert wurde, auch noch meine Ware mitgehen lassen. Okay, es war nur ne billige Tube Tomatenmark und die Kassiererin hat mich sogar ne neue holen lassen. Aber verdammt noch mal, ich finds einfach assi.

Damit verdrängt der Kassenassi ganz locker den Touri aus meiner persönlichen Top3 der nervtötensten Aufreger des täglichen Lebens. Die teilt er jetzt mit dem Friedrichshainer Velozipathen – ich wäre in den letzten Tagen wieder zwei mal beinahe umgekachelt worden – und dem Rollkofferbenutzer.

Apropos Velozipath: neulich hatte ich ja ein ganz absurdes Erlebnis. Normalerweise bin ich es, der beinahe gerammt wird, wenn er aus der Haustür kommt. Vor einer Weile hätte mich beinahe ein Radfahrer torpediert, der aus der Haustür geschossen kam, als ich daran vorbei lief. Die werden kreativ, die Irren.

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