Immer wieder sagen mir in letzter Zeit Leute, das sie kein Mailprogramm mehr brauchen, weil es ja GMail gibt. Ganz ehrlich, das ist wie „Ich brauch keine Küche mehr, es gibt doch McDonald’s“. Bedingt durch Ingress muss ich das Zeug in letzter Zeit öfter nutzen und dachte mir, ich fasse mal meine Eindrücke zusammen, um andere Menschen vor derartigen Fehlern zu bewahren.
Ja , man kann mit GMail Mails empfangen und versenden. Und, wenn man auf das Zeug mit den Labels steht, eventuell auch irgend wie organisieren. Aber da hört es dann auch auf. Man kann das Postfach nicht sinnvoll mit einem alternativen EMail-Programm bearbeiten. Mal ehrlich, Google, POP3? Im Jahre 2013? Das ist einfach nur eine Alibifunktion, kein echtes Angebot. Update: Wie Boris Schäfer in seinem Kommentar richtig bemerkt kann GMail inzwischen doch IMAP. Das gibt dann zumindest die Möglichkeit, einen richtigen E-Mail-Client zu verwenden.
Also bleiben nur die Oberflächen, die Google selber anbietet. Die Weboberfläche ist ansatzweise benutzbar. Ich finde das Konzept mit Labels statt Ordnern grunddämlich, aber gut, da mag ich alleine da stehen. Ich finde auch das Konzept, Dateien über eine Datenbank zu organisieren statt über einen sinnvollen Namen und einen sinnvollen Speicherort eher umständlich und datenbankbasierte Mediaplayer sind mir ein Gräuel.
Aber das vollständige Fehlen irgend welcher integrierter Mailverschlüsselung ist schlicht unverzeilich. Firmen, die ernsthaft ihre interne Kommunikation über sowas abwickeln, verdienen es, ihr Betriebsgeheimnisse an die chinesische Konkurrenz zu verlieren. Natürlich will Google die Mails, die da kostenlos gelagert und bearbeitet werden, auch auswerten können. Damit bezahlt man ja diesen Service. Wenn ein Service eines profitorientierten Unternehmens umsonst ist, dann ist der Nutzer nicht der Kunde sondern die Ware. Aber kann sich das irgend jemand, der relevante Informationen per Mail verschicken will, wirklich leisten? Ich finde nicht.
Last but not least ist die Oberfläche für mobile Geräte echt ein schlechter Scherz. Ich kann auch hier kein richtiges Email-Programm verwenden, die Weboberfläche ist nichts für kleine Handydisplays und die GMail-App für Android ist kaum mit den Grundfunktionen ausgerüstet. Selbst so simple Sachen wie „Alle als gelesen markieren“ oder „Alle auswählen“ fehlen.
Ich kann nur jedem empfehlen, sich ein richtiges Mailkonto bei einem vernünftigen Anbieter zu suchen. Und auch ein paar Euro für den Service einzuplanen, damit man auch wirklich selbst der Kunde ist.
Ich habe mir jetzt ein richtiges Mail-Konto eingerichtet, an die ich alles, was zwangsweise bei GMail landet, weiterleite. Und wenn ich mal wirklich per Webbrowser zugreifen muss benutz ich eben mein Roundcube.