Das Wort zum Freitag

In den letzten Tagen hat sich mal wieder einiges angesammelt, das dringend der quasiliterarischen Verarbeitung bedarf. Da wäre zum ersten mal dieses Machwerk, über das ich auf der Berlin Kolumne gestolpert bin. Das ist der einschlägige Beweis, dass Zeitungen Gülle veröffentlichen, die im Niveau jedes Teenager-Hass-Blog noch weit unterbieten. Liebe Elke, wir sind keine Nazi-Nerds. Ganz sicher nicht. Nur weil unsere Führungsriege zu dumm ist, erst mal Recherche zu betreiben bevor sie Interviews gibt oder sich über Wahlempfehlungen freut. Und unter den 7000 Neuanmeldungen der letzten 4-5 Monate sind sicher auch alle möglichen Nazis, Terroristen, Kinderschänder, Mörder und alles mögliche andere Zeugs, was wir – wir, die Mehrheit der Piraten – nicht gut finden – mal ganz jugendfrei formuliert.

Aber wir sind nicht Nazis nur weil wir nicht so links sind, wie ihr euch links vorstellt. Wir sind keine Nazis, nur weil wir eure Artikel scheiße finden und euch das sagen. Du findest die Piratenpartei ist dämlich. Gut, dein Ding. Aber beschimpf mich nicht als Nazi, nur weil ich das anders sehe. Deine Ex-Kollegen meinen übrigens, wir wären keine Nazis sonder computerverdummte Kleinbürgerlinke. Ich glaube, die sind näher an der an der Wahrheit. Vielleicht haben sie ja recherchiert. Eine Kunst, die eindeutig aus der Mode kommt. Jeder hat eine Meinung aber keine Fakten. Ich auch, aber ich schreib eben auch nur als Privatvergnügen.

Und was ist los mit der deutschen Linken? Ich bin ja son stalinistisch verzogener Ostlinker, der die Träume von der Zukunft  à la Karl-Heinz Tuschel und Alexander Kröger immer noch nicht ganz aufgegeben hat. Aber täusche ich mich sehr, wenn mich der Eindruck beschleicht, dass die Linken das Träumen ganz aufgegeben haben und eigentlich nur noch gegen und nicht mehr für was sind? Gegen Rechts – das ist der Teil, den ich unterstütze –  gegen Parteien, gegen alle anderen Parteien, gegen Israel, gegen Islamisten, gegen Yuppies im Kiez und vor allem gegeneinander. Und immer wenn irgendwer nicht so will wie er soll wird die braune Karte ausgespielt. „Er ist vor 25 Jahren mit einem Nazi im Kindergarten gewesen! Los, holt Fackeln und Forken!“ Und schon geht die Judäische Volksfront mal wieder auf die Volksfront von Judäa los. Nur das das im realen Leben nur noch eingeschränkt witzig ist. Überlegt euch mal lieber, was ihr eigentlich wollt und wie ihr das umsetzt. Revolutionen sind einfach. Das zerstören, was mich ankotzt ist einfach. Es hinterher durch was funktionierendes zu ersetzen ist viel schwerer.

Und Himmel noch mal, wir kleinbürgerlichen, in euren Augen minderwertigen Linken kämpfen hier auch für eure Freiheit, den Kapitalismus scheiße finden zu können, ohne das der Verfassungsschutz euch totalüberwacht. Und uns die Parteizentrale vollsprayen könnt, ohne von 20 Kameras dabei gefilmt zu werden.

Und last but not least, geht Sonntag wählen. Nicht nur die Judäische Volksfront sondern ihr alle. Ihr müsst ja nicht die Piraten wählen. Solltet ihr natürlich 😉 Aber selbst wenn ihr FDP wählt oder CSU ist das immer noch besser, als gar nichts zu wählen. Damit bewirkt ihr nämlich ganz genau nichts. Gebt den Pfeffersäcken im Bundestag die Gelegenheit, sich zu wünschen wir wären wirklich alle politikverdrossen.

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Mad World

Ich hab ja normalerweise nix für Musiker in der Bahn übrig. Die meisten sind zu laut, zu schlecht und haben ein Repertoire, das so gar nicht meinem Geschmack entspricht. Mein besonderes Hassobjekt sind komplett talentfreie Akkordeonspieler, die ständig die selben drei Töne wiederholend durch die Züge vagabundieren und dir fordernd verkeimte Pappbecher ins Gesicht rammen, selbst wenn du mit Kopfhöreren und Buch vor der Nase verzweifelt versuchst, den Lärm auszublenden.

Mein Hauptproblem ist dabei aber das Fehlen jeder Fluchtmöglichkeit. Wenn einer auf der Straße grässliche Musik macht, geh ich einfach schnell weiter. Im Zug bin ich gefangen mit dem Akkordeon des Todes und der Mariachiband from Hell. Und darum gibts von mir normaler Weise nie Geld im Zug. Auf der Straße immer gerne, wenn mir die Musik gefällt, aber niemals im Zug.

Aber heute konnte ich nicht widerstehen. Entgegen aller Überzeugungen haben die mir Geld aus den Kreuz geleiert. 😉 Ein Pärchen in schwarz, er mit Gitarre, sie mit Becher in der Hand haben in tatsächlich höchst ansprechender Weise „Mad World“ von Tears for Fears dar geboten. Denen unter euch, die nicht das Glück hatten, die 80er bewusst zu erleben, ist wahrscheinlich eher die Fassung von Gary Jules und Michael Andrews ein Begriff.

Jedenfalls haben sie es geschafft, mir ein verträumtes Lächeln aufs Gesicht zu Zauber. Etwas, was bei der aktuellen Situation des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin wohl eher selten in Zügen auftritt.

Ich weiß ja nicht, ob die einfach nur wirklich gut waren oder obs an meinem guten Vorbild lag, aber ich schätze die beiden haben in dem Wagon für 4 Minuten Arbeit bestimmt 5 Euro eingesackt. Ich gönne es ihnen. Ist bestimmt keine einfache Methode, Geld zu verdienen. Und mein Lächeln hat bedeutend länger als 4 Minuten gehalten.

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Politisches Verblödungsfernsehn

Das Vorwahlprogramm deutscher Fernsehsender ist echt toll. Wir sind endlich auf amerikanischem Niveau angekommen. Wir haben Fernsehduelle zwischen Kanzlerkandidaten („Ja, Frau Merkel ich kann viel besser lügen ohne rot zu werden als sie.“ „Ja, Herr Steinmeier, aber mir steht dabei nicht der Angstschweiß auf der Stirn“), wir haben schwafelnde Psychofuzzies, die jede Handbewegung von Merkel und Steinmeier analysieren und interpretieren („Das Zucken von Steinmeiers linkem Grübchen deutet auf Unsicherheit beim Thema innere Sicherheit.“) und Statistiken bis der Arzt kommt („Bei den saarländischen Imkern ist die Zustimmung für Angela Merkel seit vorgestern um 0,67% gefallen“).

Dafür haben wir einen erholsamen Mangel an ernsthafter Politik. Es ist alles so hübsch persönlich. Merkels Ausschnitt ist wichtiger als Merkels Aussagen.

Und dann kommen solche elitären Intellektuellen und versuchen das ganze Fest damit zu versaun, dass sie die Leute zum denken animieren wollen. Z.B. den Leuten erklären wollen, das sie gar nicht den/die Kanzler(in) wählen, sondern Parteien und lokale Direktkandidaten. Die tauchen nirgends im Fernsehn auf und die meisten kennt auch kein Aas.

Und die tollen Slogans: „Wir haben die Kraft!“. Ja, schön, CDU, ihr habt die Kraft 4 weitere Jahre Sozialabbau und Verfassungsbruch durchzusetzen. Und die Jungs von der FTP helfen euch sicher gerne dabei. Speziell beim beim Sozialabbau. Ist schon lustig, das sich grade jetzt eine Partei scheinbar zurückmeldet, die genau das System stärken will, dass die größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten ausgelöst hat.

Die SPD hält dagegen mit dem Slogan „Unser Land kann mehr“. Ja was denn? Überwachung vertragen? Armut ertragen? Politiker und Manager reich machen?

Die Slogans der Linken gefallen mir ja sogar zum großen Teil. Nur nach fast 8 Jahren Rot/Rot im Berliner Senat weiß ich, dass es eben nur Slogans sind.

Und die Grünen haben ihre Unschuld auch verloren. Joschka und seine Realos haben wirksam dafür gesorgt, dass sie jedes Ideal verraten haben, das sie hatten.

Ich hoffe mal, dass ich mit den Piraten richtig liege. Ich geb mich immer noch der wahrscheinlich naiven Hoffnung hin, dass dank der tätigen Mithilfe guter Leute daraus die Partei werden kann, die ich immer wieder wählen kann. Nicht als kleinstes Übel sondern aus Überzeugung. Und wenns nicht klappt kann ich zumindest niemandem die Schuld geben außer mir selbst.

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Helme schützen Hirne

Mein Fundstück des Tages ist das hier: „Pflicht zum Tragen von Fahrradhelmen?„. Meine Fahrrad fahrenden Freunde und vor allem Kollegen werden es mir hoffentlich verzeihen, aber ich bin gegen eine solche Pflicht. Und zwar aus streng darwinistischen Gründen. Wer sü dumm ist, nicht freiwillig einen Helm auf zu setzen, der muss sein Hirn nicht schützen. Er hat offensichtlich keins. Das gleiche gilt für unangeschnallte Autofahrer und unbehelmte Motoradfahrer.

Und vor allem, wer soll dieses Gesetz durchsetzen? Die gleichen, die Fahrradfahrer davon abhalten mit 25km/h den Bürgersteig lang zu rasen oder die Hundebesitzer dazu bringen sollen Moppies Hinterlassenschaften zu beseitigen? Wohl kaum.

Dazu fällt mir noch der Kommentar meiner Frau zu meinem neuen Hintergrundbild ein: „Das erkennt keiner, dass das friedrichshainer Pflaster ist. Da fehlt ein Hundehaufen.“. Oder sowas in der Art jedenfalls 😉

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Einkaufen bildet

Ja, ich bin heute in Schreiblaune. Aber einkaufen ist sooo lehrreich. Zum einen habe ich gelernt, das lesen zu können ein klarer evolutionärer Vorteil ist. Man steht dann nicht wie die Dame eben bei Kaisers stundenlang vor dem Automaten mit der Aufschrift „Hier keine Bierflaschen abgeben“ und versucht, eine Bierflasche abzugeben. Man geht an den direkt daneben befindlichen Automaten mit der Aufschrift „Hier nur Bierflaschen abgeben“
Und Kaisers-Verkäufer sind völlig unterbezahlte graphologische Gutachter, die einschätzen müssen, ob meine Unterschrift der auf der Karte entspricht. Dabei sind bei mir beide irgend wie gefälscht, weil ich meine eigene Unterschrift immer irgend wie fälschen muss. Also, mehr Respekt für Kaisers-Kassierer. Und schafft endlich diese komplett behämmerte Art zu Zahlen ab. Meine Frau bekommt meine Unterschrift bestimmt besser hin als ich.

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