Libre Computer Renegade: Der Raspi-Killer

Ich setze ja jetzt seit einiger Zeit Raspberry Pis für einige Dinge im häuslichen Umfeld ein – Mediaplayer, DNS- und DHCP-Server, etwas Routing, etwas Fileserver. All die Kleinigkeiten eben, die keine großartige Rechenleistung verlangen und leise, unauffällig und zugegebener Maßen auch billig im Hintergrund geschehen sollen.
Das haben die Himbeeren bisher auch gut erledigt – mit einer Einschränkung: Ein Raspi ist kein guter Fileserver.
Während CPU und Speicher eines Raspberry Pi 3 sicher völlig ausreichend dafür sind, ist I/O ein echtes Nadelöhr. Kein SATA und nur USB2 machen den Zugriff auf größere Datenmengen unangenehm bis unpraktisch. Da wurde ich natürlich hellhörig, als mir der Renegade von Libre Computer zu Ohren kam.

Hardware hui

Nur geringfügig teurer als der Pi, passt er sogar in ein Pi-Gehäuse und bringt dabei so atemberaubende Fortschritte wie USB 3, je nach Ausführung bis zu 4GB DDR4-RAM und eine äußerst leistungsfähige CPU. Hier mal kurz die Daten:

Rockchip RK3328 SoC
4 ARM Cortex-A53 @ 1.4GHz
2G + 2P ARM Mali-450 @ 500MHz
OpenGL ES 1.1 / 2.0
OpenVG 1.1
Multi-Media Processor
Decoders
VP9 P2 4K60
H.265 M10P@L5.1 4K60
H.264 H10P@L5.1 4K60
JPEG
Encoders
H.265 1080P30 or 2x H.265 720P30
H.264 1080P30 or 2x H.264 720P30
Up to 4GB DDR4-2133 SDRAM
2 USB 2.0 Type A
1 USB 3.0 Type A
Gigabit Ethernet

Was heißt, dass nicht nur das Nadelöhr USB 2 aus dem Weg ist sondern auch der Flaschenhals Fast Ethernet.
Also habe ich kurzentschlossen so ein Teilchen erstanden und dann erst mal gezittert, dass der seltsame Amiladen auch wirklich liefert und mir der deutsche Zoll nicht dazwischen funkt. Aber siehe da, schon wenige Tage später fand ich mein neues Spielzeug im Briefkasten. In einem wabbligen Pappschächtelchen, umhüllt von einem halb aufgeschlitzten Luftpolsterumschlag. An der Versandverpackung sollte man da wohl noch etwas schrauben.
Entgegen erster Befürchtungen war das Gerät aber unbeschädigt und ließ sich mit einem Netzteil für den Pi und einem Übrig geblieben Pi-Gehäuse problemlos in Betrieb nehmen.
Dazu noch das passende Image vom Hersteller auf die SD-Karte und schon konnte es fröhlich los gehen- dachte ich.

Software pfui

Nach dem ich liebevoll die Paketauswahl vom Pi geklont hatte, wähnte ich mich schon auf der Zielgeraden, nur um dann festzustellen, das die Jungs Hardware besser können als Betriebssysteme. Sowohl das vom Hersteller angebotene Debian als auch das Ubuntu zeichnen sich nämlich durch ein komplettes Fehlen jeglicher Kernel-Module aus, was den Einsatz von Raid, LVM und sogar einer Firewall unmöglich macht.
Und hier merkt man dann den anderen Unterschied zum Pi. Um die Raspis gibt es eine riesige Community, die einem bei fast allen Fragen schnell weiterhilft. Für all die anderen Kleinstrechner gibt es das leider wenig bis gar nicht.
Nach längerem Suchen konnte ich dann eine von einem anderen User gebaut Armbian-Ubuntu-Version ausfindig machen, die tatsächlich ein benutzbares System zur Verfügung stellte. Danach war der Rest eine reine Freude.

Fazit

Das Gerät ist spürbar flinker als der Raspi und vor allem die Übertragungsraten vom meinem externen Sata-Turm sind um Faktoren schneller. Die Investition hat sich also durchaus gelohnt. Jetzt hoffe ich nur, dass der Renegade auch was die Zuverlässigkeit angeht mit den Raspis mithalten kann.
Alles in allem ist der Renegade sehr nette Hardware, die für wenig Aufpreis die aktuellen Raspis echt alt aussehen lässt. Nur leider ist die mitgelieferte Software absoluter Schrott.

Dieser Beitrag wurde unter Hardwaretest, IT abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert