Da hatte ich schon befürchtet, ich würde im November stressbedingt nicht zum bloggen kommen, da liefern mir die Schweizer so eine Steilvorlage, das ich nicht anders kann, als mich kurz zu äußern.
Zum einen, ja, es kotzt mich an, dass bigotte Stammtischhetzer ca ein viertel der Schweizer dazu bekommen hat, gegen das Menschenrecht auf freie Religionsausübung zu stimmen. Aber deswegen bin ich nicht sauer auf die Alm-Öhis. Also schon ein bisschen. Mehr als ein bisschen um ehrlich zu sein. An das 1/4, das für diesen Scheiß gestimmt hat: So hat das mit den Synagogen auch mal angefangen und wir wissen alle, wo es endete.
Aber wer mich fast noch mehr krank macht sind die 45%, die gar nicht erst den Arsch hoch bekommen haben um abzustimmen. Ihr seid echt der Tod der direkten Demokratie. Kennt irgend jemand ein kurzes, prägnantes Wort für jemanden, der seine Möglichkeit zur direkten politischen Einflussnahme aus Faulheit oder Desinteresse nicht nutzt und das weniger primitiv klingt als Vollidiot?
Hier in Berlin versucht man ja neue Formen politischen Ausdrucks: man zündet Autos an. Ich sags ja ungern, selbst wenns die „Richtigen“ treffen sollte, es bringt nix. Brennende Autos haben noch nie was bewegt. Also nicht, wenn sie nicht in sehr großer Stückzahl zu Barrikaden verarbeitet werden, die von einer großen Mehrheit des Volkes besetzt sind. Aber unsere Politiker werden das Problem mit der mangelnden Besatzung für die Barrikaden schon zu lösen wissen.
Schwarz-Gelb betreibt fröhlich sozialen Kahlschlag – auch die Umwandlung des ZDF zum Propagandakanal wird das nicht ewig verschleiern können – und in Berlin werden unter rot-roter Ägide alternative Wohnprojekte und liebevoll gepflegte Gemeinschaftsgärten platt gemacht um Platz für Luxuswohnkomplexe zu machen. Und ich freu mich schon, weil in 15 Monaten dadurch meine Miete wieder um 30-40Euro steigt, bis ich mir irgendwann den Friedrichshain auch nicht mehr leisten kann. Und da diese Art von Baupolitik auch Schrebergärten und Parks trifft und auch sonst keine irgend wie regierende Partei eine Möglichkeit auslässt, die Schere zwischen Arm und Reich noch ein bisschen zu vergrößern, wird der Aufstand ja vielleicht noch zu meinen Lebzeiten kommen. Wie ging doch gleich der chinesische Fluch: Mögest du in interessanten Zeiten leben!
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