Ich hab ja normalerweise nix für Musiker in der Bahn übrig. Die meisten sind zu laut, zu schlecht und haben ein Repertoire, das so gar nicht meinem Geschmack entspricht. Mein besonderes Hassobjekt sind komplett talentfreie Akkordeonspieler, die ständig die selben drei Töne wiederholend durch die Züge vagabundieren und dir fordernd verkeimte Pappbecher ins Gesicht rammen, selbst wenn du mit Kopfhöreren und Buch vor der Nase verzweifelt versuchst, den Lärm auszublenden.
Mein Hauptproblem ist dabei aber das Fehlen jeder Fluchtmöglichkeit. Wenn einer auf der Straße grässliche Musik macht, geh ich einfach schnell weiter. Im Zug bin ich gefangen mit dem Akkordeon des Todes und der Mariachiband from Hell. Und darum gibts von mir normaler Weise nie Geld im Zug. Auf der Straße immer gerne, wenn mir die Musik gefällt, aber niemals im Zug.
Aber heute konnte ich nicht widerstehen. Entgegen aller Überzeugungen haben die mir Geld aus den Kreuz geleiert. 😉 Ein Pärchen in schwarz, er mit Gitarre, sie mit Becher in der Hand haben in tatsächlich höchst ansprechender Weise „Mad World“ von Tears for Fears dar geboten. Denen unter euch, die nicht das Glück hatten, die 80er bewusst zu erleben, ist wahrscheinlich eher die Fassung von Gary Jules und Michael Andrews ein Begriff.
Jedenfalls haben sie es geschafft, mir ein verträumtes Lächeln aufs Gesicht zu Zauber. Etwas, was bei der aktuellen Situation des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin wohl eher selten in Zügen auftritt.
Ich weiß ja nicht, ob die einfach nur wirklich gut waren oder obs an meinem guten Vorbild lag, aber ich schätze die beiden haben in dem Wagon für 4 Minuten Arbeit bestimmt 5 Euro eingesackt. Ich gönne es ihnen. Ist bestimmt keine einfache Methode, Geld zu verdienen. Und mein Lächeln hat bedeutend länger als 4 Minuten gehalten.