Und mit Mission mein ich hier nicht die Sorte bei der Generalleutnant a.D. Schönbohm mit Hilfe der GSG9 ein linkes Jugendzentrum stürmt – auch wenn ihm das sicher Spaß machen würde – sondern die Art wo die religiös fanatische Version der Drückerkolonne über den Osten her fällt und ihm seine Religion überstülpen will.
Ich meine ist ja klar, das eine Partei, die sich christlich nennt und diese Gesinnung speziell mit Herrn Schönbohms äußerst christlichem Umgang mit Asylanten immer wieder unter Beweis stellt gerne möchte, dass der Osten wieder christlicher wird. Ist der Pfarrerstochter an der Spitze dieser Pseudochristen bestimmt ein Herzensanliegen, die alte Heimat wieder fest in christlicher Hand zu sehen.
Ich darf mal Zitieren: „Nichtsdestotrotz müssen wir intensiv besprechen, was 40 Jahre Indoktrination in der DDR bedeuten, wie wir Verwahrlosung und Entbürgerlichung verhindern können und was wir gegen die Entkirchlichung und für die Wiederbelebung des Christentums in Ostdeutschland tun können. Wir haben hier beispielsweise etwa dreimal so viel Jugendweihen wie Konfirmationen.” (Quelle: Märkische Allgemeine vom 17.8.09)
Lieber Herr Schönbohm, wir haben es lange Jahre geschafft, nicht zu verwahrlosen, ohne das ein Pfaffe auf uns aufpasst. Und was bitte heißt Entbürgerlichung? Ich vermute mal, in ihren Augen heißt das, dass wir Ossis nicht ohne Ende von einer Demokratie überzeugt sind, die sich von der SED-Diktatur nur durch Reisefreiheit und Arbeitslosigkeit unterscheidet. Was Überwachung angeht habt ihr ja – auch dank ihrer Hilfe – die DDR schon eingeholt. Und ich sehe auch keinen entscheidenden Unterschied zwischen einer Partei, die mich verarscht und 5 Parteien, die sich diesen Job teilen.
Nur das ich das hier schreiben kann, ohne dafür in Bautzen zu landen ist ein entscheidender Vorteil. Aber ich wette, Zensursula oder Mielke 2.0 arbeiten dran, diesen Vorteil zu beseitigen. Und das nenne ich dann Entbürgerlichung und dagegen hilft kein Christentum, dagegen hilft nur, selber politisch aktiv zu werden.
Was mir wirklich immer wieder den Schaum vors Maul treibt ist diese Einstellung speziell bürgerlicher Christen, dass ein Mensch nur Ethik und Moral – zwei Begriffe, die übrigens auf deutlich prächristliche Autoren nämlich Aristoteles und Cicero zurück gehen – haben kann, wenn ihm ein Gott im Nacken sitzt. Ich bin kein Christ. Meine Götter sagen mir nicht, wie ich leben soll. Ich verhalte mich trotzdem anständiger als der eine oder andere Christ. Ich sag nur Piusbrüder.
Man kann auch einfach selber darüber nachdenken, welche Konsequenzen die eigenen Taten haben, ohne sich auf das Urteil von frauen- und lustfeindlichen Eiferern zu verlassen, die seit mehreren hundert Jahren tot sind. Aber das ihnen selbstständig denkende Bürger ein Gräuel sind verstehe ich völlig. Das ging den Ehrichs auch schon so.
Kurz gesagt, Herr Schönbohm, warum nehmen sie sich nicht Ihre Kreuzfahrerrhetorik und verschwinden im Dunkel der Geschichte, wo sie hingehören.